Hartes trifft Weiches

AUSSTELLUNG: Zwei Mannheimer Künstler bei Offermanns
Von unserer Mitarbeiterin Sibylle Derr
In der Galerie Offermanns geben sich derzeit zwei Maler ein Stelldichein, deren Gegensätze größer nicht sein könnten. Dies ist um so erstaunlicher, als beide der Bildhauerei zugewandt sind und in der gleichen Stadt leben.

Der ältere von beiden, Ralf Ruck, 1953 in Mannheim geboren, setzt ein Praktikum der Bildhauerei als Schlusspunkt seiner vorläufigen Karriere. Der um sieben Jahre jüngere Jürgen Knapp eine Ausbildung zum Holzbildhauer an deren Beginn. Nun scheinen sich beide Künstler einen Teufel um die Bildhauerei zu scheren, denn was sie bei Offermanns präsentieren, ist zweidimensional, nämlich Malerei.

Dass Ruck zunächst zum Reproduktionsfotografen avancierte, lässt sich schon eher nachvollziehen. Seine Bilder der Nationen leben von handwerklichem Geschick, aber auch von einem Hang zu plakativer Attitüde. Frankreich im Kontrast von Flagge und ernstem Gesicht eines schwarzen Mädchens, Deutschland dagegen als eine von Stehlampen beseelte Nation zu präsentieren, mag gewisse realistische Konnotation haben. Das Land der Gourmets und Bonvivants einerseits, das einstige Land der Dichter und Denker andererseits auf Klischees zu reduzieren, nämlich auf Rassismus im Falle Frankreichs und auf Biederkeit im Falle Deutschlands mag originell sein, ab einem gewissen Grad aber einfach flach.

So wundert es nicht, dass dort, wo Ruck auftaucht, er nicht selten ruckartig die Türe zugeschlagen bekommt. Jürgen Knapps gefärbte Paraffinbilder sind demgegenüber ein Produkt des Zufalls. Er gießt das flüssige Paraffin auf eine Metallplatte, Kupfer, Aluminium oder Stahlblech, was unterschiedliche Wirkungen hervorruft. So entstehen Schlierenlandschaften von großem ästhetischem Reiz, und da sie so wenig definierbar sind, regen sie die Fantasie mehr an als es Ruck mit seinen Nationenbildern vermag.

Bilder wie "Kein Stillstand", "Wohin?" oder "Im Strom der Zeit" treiben genau so ziellos vor sich hin, wie ihre Titel suggerieren. Jeder fühlt sich in einer anderen Welt aufgehoben. So darf sich der Besucher aussuchen, ob er sich lieber von Schlieren treiben oder auf die harte und oft verdrängte Realität armer und reicher Nationen einlassen will.

© Mannheimer Morgen   –   19.11.2003